Das Leben ist ein Kino

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Dass der Mann nebenan ein Fan der Filmgattung "Ein Held gegen den Rest der Welt" ist, dürfte kein großes Geheimnis sein. Ganz oben auf der Hitliste seiner "Die schau ich mir sicher noch 100-mal an"-Werke: "Rambo 1" bis "Rambo 4". Sowie "Stirb langsam 1" bis "Stirb langsam 5". Fühlen Sie mit mir: Macht neun (!) Episoden aus dem Genre "Männlicher Held, der wenig spricht, und das, was er sagt, ist auch vertrottelt". Aber vielleicht ist da draußen jemand, der mir die Faszination an Dialogen wie diesem erklären kann: Afghane – "Sie müssen das Schaf nehmen und werfen es in den Kreis." Rambo – "Warum?" Afghane – "Weil, da ist ein Kreis." Hä??? Das sind jene Momente, in denen ich das Funkeln in Hufnagls Augen mit wachsender Sorge betrachte.

Strategie

Unlängst dachte ich nach, was ich tun könnte, um ihn dazu zu bringen, gewisse Sachen ohne Murren zu erledigen. Vielleicht liegt es an der Kommunikation. Die müsse raffinierter werden, dachte ich. Männlicher, hufnagliger. Also googelte ich Sager aus den o.g. Filmen und ließ sie in die Befehlskette einfließen. Statt "Michi, gehst bitte einkaufen?" intonierte ich: "Einsamer Wolf ruft Wolfshöhle, bitte melden. Wir brauchen Brot, Milch, Butter". Etwaige Einwände würgte ich damit ab: "Ich bin nur die Fliege im Honig, Mike. Der Knüppel zwischen deinen Beinen. Der Tritt in deinen Arsch." Oder: "Gott kennt Gnade, ich nicht." Und seinem Widerspruch begegnete ich mit einem monotonen "Von hier oben sieht es so aus, als würde nicht mal Mickey Mouse auf dich hören." Ich muss allerdings zugeben, dass die Strategie nicht richtig aufgegangen ist. Recht rasch fragte mich der Mann nebenan, ob ich jetzt auch schon Kastanien geraucht hätte. Ich sag’s mal mit Rambo: "Ihn umzingeln läuft so wohl nicht."

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Er

Ja, ich gebe es gerne zu: Ich mag Action-Filme, die mit einer simplen Botschaft auskommen: Die Lage ist hoffnungslos, aber da gibt es einen Mann, der in jeder Situation weiß, was er zu tun hat. Und der im Zuge der Weltrettung nicht nur immer die Übersicht behält, in ausweglosen Situationen stets eine unerwartete Idee hat, Cleverness und Stärke besitzt, sondern auch noch im Angesicht des Untergangs ein lässiges Sprüchlein auf den Lippen hat. Bruce Willis erklärt das im cineastischen Meisterwerk Last Boy Scout so: "Wir sind in den Neunzigern. Da kannst du nicht einfach jemand ins Gesicht schlagen. Du musst vorher noch was Cooles sagen, verstehst du?" Meine Frau versteht das nicht. Ist mir aber Blunz’n. Denn es handelt sich am Ende lediglich um die harmlose unbewusste Sehnsucht nach männlicher Souveränität in jeder Lebenslage. Ein Gedanke, der doch speziell in einer Ehe so naheliegend ist.

Blätter aufsammeln

Immerhin lauern nach so vielen gemeinsamen Jahren überall Alltagsfallen. Und denen müsste ich ihrer Logik und Kino-Leidenschaft folgend mit den schönsten Liebesfilm-Zitaten begegnen. Sie: "Ich weiß, es nervt dich, aber im Garten ist echt viel zu tun" Ich: "Es ist stets die Idee des Paradieses, auf die es ankommt. Und wenn eine hinreichende, ansprechende Illusion erschaffen werden kann, folgt die Wirklichkeit von selbst." (Jenseits von Afrika). Sie: "Pff, eh, aber wie wäre es, wenn du mir beim Blätter aufsammeln helfen würdest." Ich: "Ich weiß, du wirst kommen und mich hinaustragen in den Palast der Winde." (Der englische Patient). Sie: "Geh bitte, da hast den Laubsauger." Ich: "Es ist ein schönes Gefühl, zu dem zu gehören, was du liebst." (Vom Winde verweht). Sie: "Du meinst den Garten? Dann tu endlich was!" Ich: "Ja, okay, dann bin ich eben ein Scheiß-Verlierer" (Last Boy Scout).

Twitter:@MHufnagl

Übrigens: Wir haben die „Szenen einer Redaktionsehe“ für die Bühne neu arrangiert. Zu sehen ist die Inszenierung am 27.11. im Wiener Rabenhof, www.rabenhoftheater.com.