Baby, light my fire!

Baby, light my fire!
Sommergefühle im Spannungsfeld zwischen Fleisch und Gemüse.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Also echt, was grillen wir als Nächstes? Broccoli in Hugo-Marinade?

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Und jetzt: der Grilltassenkonflikt! Da saßen wir also, bei der bisher elegantesten Gartenparty der Saison. Die Damen hatten die Nägel schön und tranken Pfirsichbowle. Die Herren kamen im Sommerleinen und nahmen kalte Trauben- oder Malzgetränke zu sich. Die Sonne schien, der Föhn blies, dazu: Smooth Jazz, passend zu den Hortensien. Sehr entspannend.

Melanzani!

Bis der Gastgeber seine drei Griller zum angewandten Synchronbrutzeln entfachte und Berge von Würstel, Steaks und Koteletts ankarren ließ. Rasch versammelten sich ein paar männliche Geschlechtsgenossen um das Feuer und dessen Hüter, um fachzusimpeln. Der eine lobpreiste die Qualität seiner neuen Grillhandschuhe mit gerippten Silikongriffflächen. Einer prahlte mit dieser gewissen Bürste aus Bambusholz, samt Edelstahlborste. Der Mann nebenan lauschte der angeregten Expertise ziemlich lange ziemlich emotionslos. Bis die Sache mit den Grilltassen kam. Inzwischen hatten sich nämlich ein paar Damen und mit ihnen Berge von geschnittenen Zucchini und Melanzani dazugesellt. Mit Kräutern gewürzt, und mit gerade so viel Olivenöl eingestrichen, dass die tägliche Kalorienbilanz nicht ins Trudeln gerät. Dazu eine Anweisung der Gastgeberin an den Gastgeber und Grillmeister: Schatz, das Gemüse. Die Grilltassen dazu stehen hinter dir. Ich schaute den Mann nebenan an, er schaute mich an. Und ich wusste, was kommen würde. Der Hufnagl’sche Blick verfinsterte sich und er sprach so laut, dass es auch die Damen am Rande eines schönen Rosenbeets hören konnten: Grilltassen? Gemüse? Fehlt nur noch, dass ich mir dicke rosa Marshmallows auf ein Holzstaberl picken und dazu ,We shall overcome‘ singen muss." Ab diesem Moment war die Stimmung, um es gelinde auszudrücken, ein wenig angeheizt. Wie es weiterging? Wir teilten eine Käsekrainer – aber sonst nix.

Twitter: @GabrieleKuhn

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Es hat einen ganz bestimmten Grund, warum es Veranstaltungen wie Grillweltmeisterschaften gibt. Der da lautet: Das sommerliche Zubereiten von Fleisch über der Glut ist bitteschön nicht irgendeine Larifari-Tätigkeit zwischen einem Schluckerl Aperol und einer launigen Anekdote über die jüngsten Wetterkapriolen. Nein: Es ist Kunst! Ich verweise diesbezüglich alle Zweifler gerne auf die vielen internationalen Foren zum Thema, um erahnen zu können, mit welchen Finessen sich die Grilldjangos ans archaische Werk zu machen pflegen. Österreichs Doppelweltmeister Adi Matzek beispielsweise ist seit jeher ein leidenschaftlicher Kämpfer für den Eigengeschmack, verwendet gerne Rapsöl und salzt das Fleisch vor dem Auflegen, und zwar kräftig. Aber das nur nebenbei.

Melanzani?

Mich fasziniert das. Ich könnte stundenlang Beiträge von und über Grillexperten bzw. deren listige Steak-, Kotelett- und Keulen-Philosophien studieren. Unter anderem auch deshalb, weil dabei in keiner Silbe erwähnt wird, wie der Nudelsalat, der tragischerweise und aus ungeklärten Ursachen auf keiner Sommerparty fehlt, am besten zu würzen ist. Jetzt sollte auch klar sein, warum ich eine innerliche Unruhe entwickle, wenn – wie zuletzt – dem Grillmeister des Hauses plötzlich eine gewaltige Platte gereicht wird, auf der sich gefühlte tausend Scheiben Melanzani türmen. Das ist, wie auch das spontane "Jöööööö" meiner Frau, irgendwie verdammt nahe an der Provokation. Denn ich bin nicht nur der radikalen Meinung, dass Melanzani in keiner Form zum Verzehr geeignet sind, sondern noch mehr: Nachtschattengewächse haben auf einem ordentlichen Grill nichts verloren! Und schon gar nicht in Silbertassen, die auch noch alle ästhetischen Gefühle verletzen. Also echt, was grillen wir als Nächstes? Broccoli in Hugo-Marinade?

Twitter:@MHufnagl

Wir lesen Paaradoxes!

Am 6. Juli 2014 um 20 Uhr in Leobersdorf am Hauptplatz. www.sommerzaubern.at

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