Allerlei Grün-Zeug

Allerlei Grün-Zeug
Alle Jahre wieder. Wenn die Arbeit im Garten sein muss, ist die Idylle zur Illusion verdammt.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Ich überhörte den ganzen Schwachsinn und drückte ihm Schauferl, Schere, Schutzhandschuhe in die Hand.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Seit Kurzem kenne ich das Lieblingswort des Mannes nebenan. Es fängt mit P an. Nein, nicht P wie Porno, sondern P wie Pauserl. Um zu verstehen, was ich meine, lade ich Sie herzlich ein. In unseren nicht allzu großen Garten, in dem nicht allzu viel Botanik der Pflege harrt. Und trotzdem gehört etwas getan. Also habe ich mir erlaubt, dieses „etwas“ wieder einmal an ihn zu delegieren. Waschen, schneiden, mähen, lautete mein bescheidener Wunsch, den er akut als Befehl aus dem Reich des Bösen verortete. Rasch murrte er etwas von dringenden Wartungsarbeiten an seiner Psyche. Dösen im Schatten wäre angesagt, nur unterbrochen vom Zischen eines eiskalten Bierlis.

Fauler Gärtner

Ich überhörte den ganzen Schwachsinn und drückte ihm Schauferl, Schere, Schutzhandschuhe in die Hand. Jetzt begann der Slapstick-Kurzfilm „Das seltsame Verhalten des faulen Gärtners“, den ich mir erste Reihe badeschlapfenfrei reinziehen musste. Und den er mit folgendem Satz eröffnete: So ein Schas. Was soll ich mach’n? Ich holte ein Lineal und rief: „Unser Gras ist 15 cm hoch – Burli, wir sind kein Milchbauernhof! Und der Löwenzahn muss weg!“ Daraufhin begann er, p wie planlos, an der Wiese zu zupfen. Doch schon nach fünf Minuten richtete er sich stöhnend auf. Blick in den Himmel, seufzen: Puh, sehr schwül ist es! Nach weiteren 5 Minuten Pseudogarteln folgte erneut P wie Pausengestaltung: Die Nachbarin anjammern, über sein elendes Dasein als Hilfsgärtner reden, sich bemitleiden lassen. Weitere 7 Minuten Arbeit, dann eine kleine Wirbelsäulenübung. 15 Minuten in der Hängematte lungern, plus Bier. So ging das den ganzen Nachmittag. Doch was soll’s: Das Leben ist kein Wunschkonzert und der Gärtner ein bisserl P. – P wie plemplem.

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Er

Ja. Ja. Ja. Die Gärtnerin da drüben hat wahrlich leicht reden. Die sieht sich nämlich seit immer schon als die Designerin unseres Natur-Kleinods, als profunde Gestalterin mit dem Blick fürs große Ganze. Als l’artiste de la fleur, die insgeheim sehnsüchtig darauf wartet, endlich berufen zu werden, der Parkanlage von Versailles oder dem „Eden Project“ in Cornwall ihren genialen grünen Daumen aufzudrücken. In dieser naturgemäß schöngeistigen Funktion topft und zupft, schnippelt und schneidet, gießt und genießt sie selig vor sich hin, um nur gelegentlich innezuhalten. Nämlich dann, wenn es gilt, mit Bienen, Libellen und Marienkäfern Willkommensgrüße auszutauschen. Oder um mir zu sagen, was ich zu tun habe, um unser gemeinsam ... pardon, ihr Reich in Schuss zu halten.

Drecksarbeit

Dass es sich bei diesen Tätigkeiten nicht um ein fröhliches Mittopfen und Mitzupfen, Mitschnippeln und Mitschneiden, Mitgießen und Mitgenießen handelt, ist klar. Ich bin nämlich der Mann für die Drecksarbeit, liebevoll Oasen-Dolm genannt. Heißt: Ich muss in die entlegensten Winkel des lehrbuchmäßigen Wildwuchs-Sektors kriechen, um gemeingefährliche Nussbaum-Eindringlinge zu entwurzeln. Ich muss die vielen Löcher bis zum Mittelpunkt der Erde graben. Und ich muss an bestimmten Stellen Löwenzahn ausstechen. Und zwar mit einem Spezialgerät, das sie beim Billig-Versand erstanden hat. Und wehe, ich steche gleich die halbe Wiese mit aus – dann ist selbstverständlich nicht ihr Power-Klumpert zu blöd für die einfachsten Dinge, sondern der Gatte. Auch deshalb bin ich der Meinung, dass ich mir die Hängematte mehr verdiene als sie. Und dass ein kühles Bock zum Gärtner gebracht werden sollte. Bei Bedarf stoße ich dann auch gerne mit einem Marienkäfer an.

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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