Wut und Watschen

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Die Wut ist nach der Watsch’n nicht weg, sie ist nur bei wem anderen, sie hat sich fortgepflanzt.

von Birgit Braunrath

über Gewalt gegenüber Kindern

Erziehung ist harte Arbeit, die keine Ruhezeiten kennt und dennoch häufig zu nichts führt. Denn Erziehung ist oft der Versuch, die eigene Unvollkommenheit in wohlgeratenen Nachkommen zu kompensieren; das unendliche Bemühen, dem geliebten Kind alle Fehler zu ersparen, die man selbst um jeden Preis machen wollte.

Man erzieht und erzieht und zieht dabei oft am falschen Ende. Bis man eines Tages erkennt, dass das Vorleben – das unbewusste So-Sein der Eltern, das Kinder Tag für Tag beobachten – den Ausschlag gibt. Und nicht das unentwegte Tauziehen. Bis aber das Vorleben Wirkung zeigt, vergeht Zeit, in der Widerstand und Abgrenzung zur Identitätssuche gehören. Und das erzeugt bei den Eltern Ohnmachtsgefühle, Wut, Resignation. Erziehen heißt daher aushalten, die eigene Hilflosigkeit auskosten, die eigene Wut hinterfragen. – Zuschlagen ist leichter. Und Watschen sollen gesund sein. Viele sagen: "Ich konnte mir nicht anders helfen." Hilft das wirklich? Die Wut ist nach der Watsch’n nicht weg, sie ist nur bei wem anderen, sie hat sich fortgepflanzt.

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