Wie viel sind Werte wert?

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Wer anderen ein Wertekorsett anlegt, das ihn selbst zwickt, sollte sich vorher in den Spiegel schauen

von Birgit Braunrath

über "Wertekurse"

Ein Wertekatalog ist kein Menü, aus dem man auswählen kann, sondern eine Verpflichtung. Aber gibt es tatsächlich Werte, die alle Österreicherinnen und Österreicher uneingeschränkt teilen? Wenn also neuen Bürgern allgemeingültige Grundwerte vermittelt werden sollen – und das sollen sie –, müssten diese auch von allen vorgelebt werden.

Beispiel 1: Die Lehrerin ist zu respektieren. – Wie kann es dann sein, dass einige Eltern ständig Noten anfechten, Entscheidungen infrage stellen und sogar Beobachtungskameras in Kindergärten und Volksschulen fordern?

Beispiel 2: Frauen und Männer sind gleichgestellt. – Wie erklärt man dann, dass kürzlich eine reine Männer-Landesregierung angelobt wurde? Dass Frauen für gleiche Arbeit weniger Geld kriegen? Und dass sie den Großteil der Hausarbeit erledigen?

Beispiel 3: Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind zu respektieren. – Wieso können gleichgeschlechtliche Paare dann nicht, wie in anderen Ländern, heiraten, sondern sich nur verpartnern, um ein letztes Zeichen der Diskriminierung aufrecht zu halten?

Wer anderen ein Wertekorsett anlegen will, das ihn selbst da und dort zwickt, sollte sich vorher in den Spiegel schauen.

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