Vergessen zu erinnern

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Und schuld ist das Internet?

von Guido Tartarotti

über den Verlust der Erinnerungsfähigkeit.

Diese Meldung klingt nach „Wir haben damals ja nichts gehabt, trotzdem war alles besser, und schuld ist das Internet“: Wir vergessen, wie man sich erinnert, sagt die Forscherin Sabine Seelbach. Vielleicht hat sie ja recht: Da im Internet Inhalte jederzeit abrufbar sind, so die These, geht die Kunst des Auswendiglernens verloren.

Wie funktioniert das Gedächtnis eigentlich? Physiologisch betrachtet besteht die Erinnerung aus Nervenzellen, die im gleichen Takt Strom leiten. Jeder Schauspieler kann erklären, wie er sich auch sehr lange Texte merkt: Er verknüpft Text mit körperlichen Vorgängen. Er weiß: Wenn ich das Schwert hebe, muss ich diesen Satz sagen. Gedächtnistrainer empfehlen, Inhalte in Bilder zu übersetzen. Auf den Färöer-Inseln können viele Menschen angeblich die 1500 Strophen umfassenden Sigurd-Lieder auswendig.

Eine professionelle Erzählerin erklärt im Interview übrigens, warum das Erinnern gerade in Österreich in Vergessenheit geriet: Nach dem Krieg wollte man lieber nichts erzählen. Das Vergessen war beliebter.

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