Übertrieben bescheiden

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Was einst sozialer Grundkonsens war, ist für junge Menschen heute unerreichbare Idealvorstellung

von Birgit Braunrath

über Wünsche 2015

Der KURIER fragte Menschen, was sie sich von der Politik wünschen und bekam darauf erstaunlich übertriebene Antworten – übertrieben bescheidene.

Gerechtigkeit im Hypo-Skandal? Eine echte Verwaltungsreform? – Wer wäre so verwegen, davon zu träumen? Eine Studentin wünscht sich, dass "Wohnen für Junge leistbar wird" und dass jene, "die zwei Land Rover und eine 250-Quadratmeter-Wohnung haben, mehr beitragen". – Das ist alles? Ja. Was einst sozialer Grundkonsens war, ist für junge Menschen heute unerreichbare Idealvorstellung.

Eine Kleinunternehmerin träumt von einer "Senkung der Lohnnebenkosten". – War das nicht schon im vergangenen Jahrtausend eine legitime Forderung der Wirtschaft?

Eine Pensionistin wünscht sich "gute Ausbildung für die Kinder". – Ist das nicht Standard in Mitteleuropa? Und weiters einen weniger "untergriffigen, harten Ton" in der Politik, dass also dort menschliche Umgangsformen Einzug halten.

In welchem Land leben wir, in dem derart Selbstverständliches unter Wunschdenken fällt?

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