Wofür haben wir ein Fußballteam, wenn nicht, um raunzen zu können?

von Guido Tartarotti

über die Kunst des Suderns, Raunzens und Motschkerns.

In seinem Buch schreibt der aus der Schweiz stammende Fußballteamchef Marcel Koller über die österreichischen NationalbegriffeSudern“ und „Raunzen“: „Ich kannte diese Worte nicht.“ Jetzt kennt er sie.

Das Raunzen ist der Aggregatzustand von uns Österreichern, vor allem den Wienern. Karl Kraus, Weltmeister des Raunzens, beschrieb Wien so: „Das ewige Stimmen eines Orchesters.“ Wir sind offenbar so verliebt in die Disharmonie, dass wir uns nicht einmal auf eine gemeinsame Tonart zum Unharmonischsein einigen können. Da kann der Wiener Bürgermeister noch so oft vor dem „Motschkerantentum“ warnen. (Von Michael Häupl gibt es noch ein schönes Zitat: „Ich bin Wiener Bürgermeister, nicht Gott.“ Das ist in zwei Bedeutungen lesbar – Häupl ist nicht Gott, oder Gott ist nicht Wiener Bürgermeister. Beides ist zweifellos richtig.)

Anders gesagt: Falls Marcel Koller nicht den EM-Titel holt, ist das schlimm für ihn. Noch schlimmer ist, wenn er ihn holt. Denn wofür haben wir ein Fußballteam, wenn nicht, um sudern oder raunzen zu können?

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