Strengstens erlaubt

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Jan Böhmermann hat uns schön hereingelegt. Mit einer satirischen Inszenierung, in der alle – Politik, Medien, Kritiker, Unterstützer, Trittbrettfahrer – brav ihre Rollen spielten, hat er uns vor Augen geführt, wie unsouverän, kurzatmig und vorurteilsbehaftet bei uns öffentliche Debatten ablaufen.

Böhmermann hat uns aber auch einen Gefallen getan: Mit seinem absichtlich geschmacklosen Erdogan-Gedicht hat er der Öffentlichkeit eine große satirische Knackwurst serviert, auf der jeder seinen Senf abladen darf. (Und den Senf-Druck zu reduzieren, kann sehr erleichternd sein.)

Das Ganze ist eine schöne Gelegenheit, sich daran zu erinnern: Wir dürfen Meinungen haben. Und wir dürfen auch das Gegenteil der Meinungen haben, die andere Menschen haben. Wie dürfen Böhmermann gut finden. Und wir dürfen ihn auch ablehnen. Unterschiedliche Meinungen sind bei uns strengstens erlaubt. Es ist übrigens auch erlaubt, keine Meinung zu haben, sondern zu sagen: Sorry, aber darüber möchte ich erst in Ruhe nachdenken.

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