Satire

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ironie setzt voraus, sich ein bisschen Zeit zum Nachdenken zu nehmen.

von Guido Tartarotti

über Shitstorms

Die Satire-Onlineseite dietagespresse.com veröffentlichte unlängst die Meldung, die Wiener Linien hätten den Millionsten erwischten Schwarzfahrer mit einem Scheck über 100.000 Euro belohnt. Eine Frau nahm diese Spaß-Meldung ernst und deponierte ein erbostes Posting dazu auf der Facebook-Seite der Wiener Linien. Dieses Posting wurde zigfach geteilt und bekam wegen seines unfreiwilligen Humors sofort Kultstatus – und dann setze der übliche ungustiöse Shitstorm gegen die Posterin ein.

"Ironie immer kursiv", hieß es früher scherzhaft in der Journalistenausbildung. Vielleicht täuscht ja der Eindruck, aber: Es hat den Anschein, als werde Ironie weniger verstanden denn je. Wir leben in einem pathetischen Zeitalter, alle nehmen sich furchtbar ernst und meinen, angesichts des Fortschreitens von Klimawandel, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Nagelpilz dürfe man sich Humor nicht erlauben. Das ist schade: Ironie setzt voraus, sich ein bisschen Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Das sei auch allen angeraten, die sich zum Shitstorm berufen fühlen.

Kommentare