Man könnte etwas hineinreden und somit unerwünschte Aussagen endlagern.

von Guido Tartarotti

über Bedeutung und Weiterverwendbarkeit des Sackerls.

Das Sackerl ist wichtig. Ermöglicht es doch beispielsweise die sofortige Unterscheidung des Österreichers vom Deutschen – der Deutsche sagt zum Sackerl „Tüte“, was wir nahezu als persönliche Beleidigung betrachten. Das Sackerl gestattet es uns außerdem, die moralische und/oder intellektuelle Kompetenz eines Gegenübers sprachlich elegant in Zweifel zu ziehen: „Du Sacklpicker!“ Nicht zuletzt ist das Sackerl bei uns ein Kultursymbol: Der legendäre Opernführer Marcel Prawy pflegte ja bekanntlich sein gesamtes, gigantisches Wissen in Tausenden Plastiksackerln zu lagern, welche in Prawys Wohnung hausten, während Prawy selbst ein Hotelzimmer bewohnte.

Die EU versucht, zum Schutz der Umwelt die Zahl der Plastiksackerln zu reduzieren. Wichtig sei die Wiederverwertung der Sackerln, sagen Experten. Eine österreichische Lösung böte sich an: Man könnte, entsprechend einer Redensart, etwas hineinreden und somit unerwünschte Aussagen endlagern. 100 Milliarden Sackerln produziert Europa jedes Jahr. Aber die kriegen wir locker voll.

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