Zeitverlust (II)

Die Zeit vergeht immer schneller. Nicht nur, weil man älter wird (angeblich beruht dieser Effekt darauf, dass man Zeit in Bezug zur bereits hinter einem liegenden Lebensspanne setzt, und ein Jahr daher im Vergleich immer kürzer wird). Sondern grundsätzlich. Laut Studien erhöht sich das Lebenstempo: Die Geh-Geschwindigkeit steigt, die Schlafzeit sinkt, zehn Jahre fühlen sich für einen Menschen des Jahres 2014 nur noch wie fünf an.

Philosophen schreiben Bücher zu dem Thema, deutsche Zeitschriften wie der Spiegel befassen sich mit Fragen der Be- und Entschleunigung. Eine mögliche Erklärung für die allgemeine Raserei: Da immer weniger Menschen an ein Leben nach dem Tod glauben, muss man möglichst viel Leben aus seiner Zeit herausholen. Für diese These spricht auch der neue Gesundheitskult: Das Leben wird zur Sportart, bei welcher der gewinnt, der den Tod am längsten hinauszögert.

Ein wunderschönes, kluges französisches Sprichwort schickt uns in diesem Zusammenhang Leser Christian L.: „Beeilen wir uns langsam!“