Zeitverlust

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Das ist irgendwie süß, denn man kann Zeit ja gar nicht verlieren

von Guido Tartarotti

über den Zeitverlust

Im Radio-Verkehrsfunk wird seit einiger Zeit immer der zu erwartende " Zeitverlust" dazugesagt: "In der Westeinfahrt verlieren Sie zehn Minuten." (O.k., das war jetzt kein gutes Beispiel – also 45 Minuten.)

Das ist irgendwie süß, denn man kann Zeit ja gar nicht verlieren (auch nicht liegen lassen, nicht einmal beim Skirennen). Bzw.: Man kann sie nicht nicht verlieren. Wir verlieren mit jeder Sekunde, die wir leben, Zeit. Wenn wir im Stau stecken, verbringen wir sie nur anders als geplant. Interessant ist der neue Zwang zur Hetzerei: Wenn ich den da vor mir jetzt nicht Spur wechseln lasse, bin ich fünf Sekunden früher an der Ampel, fünf Sekunden früher im Büro, fünf Sekunden früher beim Streit mit meiner Frau, fünf Sekunden früher in Pension, fünf Sekunden früher auf dem Friedhof.

Laut einer Umfrage von marketagent.com nehmen wir heute die Zeit als doppelt so schnell wahr, wie sie wirklich ist – zehn Jahre fühlen sich an wie fünf. Vergessen ist ein Satz, der dem Regisseur Fritz Kortner, aber auch anderen zugeschrieben wird: "Langsam! Wir haben keine Zeit."

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