Wilder Hund

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Einer, den das Leben trotzdem nicht weichgespült hat.

von Birgit Braunrath

über einen wilden Hund

Thomas Morgenstern war der wilde Hund, der sich gern mit harten Sprüchen inszenierte, wie: "Bevor ich einen Sprung auf Sicherheit mache, gehe ich lieber zu Fuß hinunter." Das imponierte seinen Fans.

Bei der gestrigen Rücktrittserklärung, nach zwei dramatischen Stürzen und einem hart erkämpften Comeback in der vergangenen Saison, klang der Draufgänger noch mutiger als früher. Weil er nichts beschönigte: "Wenn du auf dem Balken sitzt und dir nur durch den Kopf schießt: ,Hoffentlich geht die Bindung nicht auf‘, dann kann etwas nicht stimmen." Er habe die Lehren aus dieser Angst gezogen und daraufhin seinen "Sprung in ein neues Leben gemacht".

Vielleicht imponiert das den Fans noch mehr. Da geht einer erhobenen Hauptes, der hoch geflogen und hart auf dem Boden der Realität aufgekommen ist. Einer, den das Leben trotzdem nicht weichgespült hat. Denn eines wurmt den Ehrgeizigen, der alles gewonnen hat, schon: dass er nie Einzel-Skiflugweltmeister war. Aber: "Ich kann damit leben." Ein wahrhaft wilder Hund hält sogar das aus.

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