Schlaf und Bilanz

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Schlaf gilt im Rette-sich-wer-kann-Kapitalismus als notwendiges Übel.

von Birgit Braunrath

über Schlaf und Bilanz

Neulich wieder gehört: "Ich brauche nur vier Stunden Schlaf." – Manager. Zahlenmensch. Einer, der wohl auch den eigenen Körper regelmäßig zu Mitarbeitergesprächen bittet, um keine zeitintensiven Ruhebegehrlichkeiten aufkommen zu lassen. Einer, der den Schlafentzug als Statussymbol für Effizienz und Unverzichtbarkeit vor sich herträgt. Anderswo gilt Schlafentzug als Foltermethode, in einer bilanzgetriebenen Welt ist er Erfolgsparameter: Wer schläft, ist untätig. Nur der tätige Mensch trägt zum Fortkommen eines Unternehmens bei. Schlaf gilt im Rette-sich-wer-kann-Kapitalismus als notwendiges Übel.

Und jetzt werden zum Weltschlaftag Zahlen veröffentlicht, die belegen, dass Menschen nach acht Stunden Schlaf komplexe Rätsel wesentlich leichter lösen als davor; dass Kinder, die genug Schlaf bekommen, geistig fitter, gesünder und sogar glücklicher sind (Erwachsene vermutlich auch); dass Schlafprobleme weltweit jährlich Kosten von mehr als 100 Milliarden Euro verursachen ... Wenn das kein eindeutiges Bilanzergebnis pro Schlaf ist.

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