Rot wie der Teppich

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Wahrscheinlich wusste Kim Kardashian um seine Gefahr, als sie durch den Seiteneingang in die Oper ging.

von Birgit Braunrath

über den roten Teppich

In Wien wurde er eingerollt. In Los Angeles wird er ausgerollt: Der "Red Carpet", die Schaustoffunterlage für Vorführwillige. Beim Opernball gibt es ihn seit 2008 – doch trotz gegenteiliger Gerüchte hat ihn Frau Treichl-Stürgkh nicht erfunden. Denn bei der Oscar-Verleihung gibt es ihn wesentlich länger. Aber auch die Academy hat ihn nur abgekupfert. Von der Eisenbahn, wie sie behauptet. Genauer vom Luxus-Zug "20th Century Limited", dessen Passagiere auf roten Teppichen empfangen wurden.

Historisch gesehen ist der Red Carpet aber deutlich älter und gefährlicher als der Farbleitstreifen, der Promis heute ihren Weg weist: Schon 485 vor Christus soll Klytaimnestra dem siegreich heimkehrenden Gatten Agamemnon einen Red Carpet ausgelegt haben. Dieser zögerte, denn Rot war den Göttern vorbehalten. Schließlich gab er nach, schritt über den Teppich in den Palast und wurde von seiner Frau getötet. Wahrscheinlich wusste Kim Kardashian um die Gefahr, als sie durch den Seiteneingang in die Oper ging. Lieber reizt das It-Gör den Gastgeber als die Götter.

Kommentare