Laut lesen?

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Die Menschen sollten wieder lernen, laut aus Büchern vorzulesen.

von Guido Tartarotti

über lautes Lesen

Von Otto Schenk gibt es wunderbare Zitate. Etwa dieses: "Beim Schweinsbraten schneide ich den Schweinsbraten weg und esse nur das Fett." Eine herrliche Absage an all die fett-, zucker- und laktosefreien Entsagungs-Missionare, deren Genuss im Verzicht besteht, weil sie sich dadurch überlegen fühlen dürfen.

Unlängst sagte Otto Schenk in den "Seitenblicken" sinngemäß: Die Menschen sollten wieder lernen, laut aus Büchern vorzulesen. Gerade und besonders in der U-Bahn – "denn dann reden sie wenigstens keinen Blödsinn."

Da hat er natürlich recht. Andererseits: Die Gefahr verbirgt sich in der freien Wahl der Bücher. Für die elegant hasserfüllten Tiraden von Thomas Bernhard braucht es Zeit – da ist ein Satz länger als die U4. Die unfreiwillig komischen Ergüsse des Popoklatsch-Handbuchs "50 Shades Of Grey" könnten im Gewühl eines 13A leicht missverstanden werden. Und ein ganzer ULF voller Menschen, die gleichzeitig plumpe Kalendersprüche von Paulo Coelho vorlesen – ist das nicht eine gruselige Vorstellung?

Kommentare