"Gute Reise!"

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Tod durch Losentscheid. Manchmal ist das Leben selbst zynischer als die bissigste Satire

von Birgit Braunrath

über den Germanwings-Absturz

Tod durch Losentscheid. Manchmal ist das Leben selbst zynischer als die bissigste Satire. Die Austauschschüler aus Haltern, die beim Airbus-Absturz in Frankreich ums Leben kamen, waren jene 16 Glücklichen unter 40 Bewerbern, die auf die Reise gehen durften.

Welche Freude muss das gewesen sein – und welche Verzweiflung, zu wissen, dass das eigene Kind nie wiederkommt. Eltern, die da mitfühlen, werden in sozialen Netzwerken abgekanzelt: "Seconhandgefühle, egozentrische Betroffenheit" ...

Ich erlaube mir hier und jetzt egozentrische Betroffenheit: "Wir vermissen dich, Fabio", steht auf einer Kerze in Haltern. Fabio war 16, als er starb. Der Sohn jener Familie, bei der er als Austauschschüler war, sollte im Sommer zu ihm kommen. Mein Sohn heißt Fabio, ist 16 und spielt gerade Basketball mit unserem Austauschschüler aus Frankreich. Wenn wir unseren Gast morgen zum Flughafen bringen, werden wir "Gute Reise" rufen – nicht als Floskel, sondern als Herzenswunsch. Betroffen ist man, das sucht man sich nicht aus. Wer darin Kalkül wittert, muss immun gegen das Leben sein.

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