Das Recht auf ein gewaltfreies, kindergerechtes Leben, auf das Leben überhaupt, wurde Aylan verwehrt.

von Andreas Schwarz

über das Foto eines toten Flüchtlingkindes

Ein Kind. Aus Syrien. Drei Jahre alt. Auf der Überfahrt von der Türkei ertrunken und in Griechenland an den Strand gespült. Eine Fotografin. Ein Foto.

Das Bild des kleinen Aylan, den Kopf im Sand, erschüttert die Welt. Samt ihren Medien und sozialen Netzwerken. "Die fortgespülte Menschlichkeit", wurde es in Griechenland überschrieben, "Ein Foto, um die Welt zum Schweigen zu bringen" in Italien, "Der Untergang Europas" in Spanien. Selbst Blätter, die bisher ungeniert Ressentiments gegen Flüchtlinge schürten, entdecken plötzlich ganzseitig die Menschlichkeit. So als hätte es Bilder von toten Kindern, gestorbenen Eltern, unsäglichem Leid im Bürgerkrieg und auf der Flucht nicht schon seit Wochen, Monaten, Jahren gegeben. Als hätte das tägliche Sehen und Wissen um all das nicht aufrütteln können und müssen. Auch ohne dieses Bild.

Das Recht auf ein gewaltfreies, kindergerechtes Leben, auf das Leben überhaupt, wurde Aylan verwehrt. Das letzte Recht eines Menschen, als Toter nicht von der ganzen Welt begafft zu werden, auch.

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