Aufhören zu wachsen, in jeder Hinsicht.

von Guido Tartarotti

über die Naivität, die Welt verbessern zu wollen.

Der Liedermacher Konstantin Wecker bekennt sich dazu, von einer gewaltfreien Welt zu träumen. Und wenn man ihn deswegen als naiv bezeichne, dann störe ihn das nicht: „Natürlich ist Pazifismus naiv, aber ich stehe zu meiner Naivität.“

Träumen, vielleicht sogar noch von einer besseren Welt, ist etwas, aus dem man herauswächst. Wir wissen das, wir Pragmatiker, die mit beiden Füßen fest im Leben stehen, wir wissen, was möglich ist und was nicht, wir haben gelernt, mit den Achseln zu zucken, angesichts von Dingen, die zwar unschön sind, sich aber nicht ändern lassen. Die Welt verändern, davon träumen 18-Jährige. Wer mit 28 oder 38 oder 58 noch die Welt verändern will, ist naiv. Utopien? Geh bitte, wach endlich auf und sei nicht so weltfremd!

Konstantin Wecker ist vor zwei Wochen 68 geworden. Und er ist immer noch naiv. Schade, dass es nicht noch viel mehr Naive gibt – die Welt wäre bereits ein besserer Ort. Erwachsen werden heißt leider oft auch: Aufhören, zu wachsen, in jeder Hinsicht.

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