Dagegen hilft nur eines: Hirn und Herz in Betrieb nehmen (so vorhanden).

von Guido Tartarotti

über "urban legends" und Facebook-Märchen.

Die Geschichte klang spektakulär – HIV-Nadeln in Kinositzen infizieren Besucher – und wurde zigtausendfach im Netz geteilt. Und sie war frei erfunden (und zudem medizinischer Blödsinn). Dennoch wurde sie geglaubt.

Sogenannte „urban legends“ – moderne Märchen – gibt es schon lange. Eine eigene Buchserie – „Die Spinne in der Yucca-Palme“ – hat schon vor Jahrzehnten die spektakulärsten versammelt. Diese Geschichten haben alle etwas gemeinsam: Sie klingen so ungewöhnlich, dass man sie glauben möchte; sie sprechen tief sitzende Ängste an; es gibt immer eine beinahe sichere Quelle gleich hinter der nächsten Ecke („der Freund eines Großcousins kennt einen, der hat das selbst erlebt“). Auch Zeitungen fallen immer wieder gerne darauf herein (etwa auf die Geschichte, dass jemand Bärenbabys mit Hundewelpen verwechselt habe; oder das angeblich im nordkoreanischen Fernsehen gemeldete 98:0-Fußballergebnis - beides waren Fakes, Erfindungen, moderne Märchen).

Heute ist Facebook die große Gerüchteverbreitungsmaschine, meist mit dem Ziel, Minderheiten zu diskreditieren und Ängste zu schüren. Dagegen hilft nur eines: Hirn und Herz in Betrieb nehmen (so vorhanden).

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