Kopf ohne Gesicht

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Das Plakat mit dem Kopf ohne Gesicht steht plötzlich – unfreiwillig – für den Gesichtsverlust einer Partei.

von Birgit Braunrath

zur FPÖ Niederösterreich

Während die Arbeitslosigkeit steigt, herrscht in einer Berufsgruppe offenbar Bewerbermangel: in jener der FPÖ-Politiker. So sucht man für die Gemeinderatswahlen in Niederösterreich derzeit Kandidaten mittels Plakaten, auf denen ein – noch – gesichtsloser Kopf prangt.

Die Suche gestaltet sich vielleicht auch deshalb so schwierig, weil in der FPÖ-Niederösterreich ein Niveau herrscht, auf das sich moralisch halbwegs grundgefestigte Menschen selbst mit heftiger Charakterakrobatik nicht begeben können. So nennt der geschäftsführende Landesparteiobmann, der auch für die FPÖ im Nationalrat sitzt, Flüchtlinge und Asylwerber nun bereits zum zweiten Mal öffentlich "Höhlenmenschen". Er erklärt dies mit dem angeblich "unzivilisierten" Verhalten dieser Personen. – Wenn Politiker wie jener Mann ernsthaft über den Zivilisiertheitsgrad anderer Menschen urteilen, ist es nicht verwunderlich, dass kaum jemand derselben Berufsgruppe wie er angehören will. Und das Plakat mit dem Kopf ohne Gesicht steht plötzlich – unfreiwillig – für den Gesichtsverlust einer Partei.

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