In der Scham-Defensive

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Ein Handkuss kann mit Bissspuren enden, wenn man die Hand nicht rechtzeitig wegzieht.

von Birgit Braunrath

über den FPÖ-Aufstand gegen Ursula Stenzel

Ein Handkuss kann mit Bissspuren enden, wenn man die Hand nicht rechtzeitig wegzieht. Der Fall der Ursula Stenzel begann mit deren zirkusreifem Felge-Umschwung zur FPÖ im Herbst 2015.

Die einst als weltoffen geltende, Österreich-weit geachtete ORF-Moderatorin und spätere ÖVP-Delegationsleiterin im EU-Parlament erklärte allen Ernstes, ihr Selbstverständnis als „glühende Europäerin“ gehe sich mit der Anti-EU-Linie der FPÖ „tadellos aus“. Dafür bekam sie den 3. Listenplatz bei der Wien-Wahl sowie einen filmreifen Handkuss vom FP-Chef-Charmeur.

Jetzt sollte sie in den Präsidentschaftswahlkampf ziehen – als neue eiserne Personalreserve einer Partei, deren brüchige Personaldecke spürbar wird, sobald ein salonfähiger Hofburg-Kandidat gesucht wird. Doch das wenig charmante FPÖ-Fußvolk quittierte dies nicht mit Handküssen: In sozialen Netzwerken musste sich Ursula Stenzel von FP-Fans, die oft nicht einmal „Stenzel“ schreiben können, mit Ausdrücken wie „Frau ex övp“ oder „#totgeburt“ schmähen lassen. So schnell gerät man von der Charme-Offensive in die Scham-Defensive.

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