Ich kaue, also bin ich

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Die klassischen Hauptmahlzeiten, Frühstück, Mittag- und Abendessen, sterben aus

von Birgit Braunrath

über Selbstmästung als neue Essgewohnheit

Im Rahmen einer US-Studie wurden die Teilnehmer aufgefordert, ihr Essen zu fotografieren und per App auszuwerten (Bitte jetzt keine Facebook-Witze – auf Facebook posten Menschen ihr Essen unaufgefordert, es handelt sich dort also um keine Studie, sondern um ein Massenphänomen, nennen wir es: „Gläserner Verdauungstrakt auf freiwilliger Basis“).

Die oben erwähnte US-Studie hingegen förderte Folgendes zu Tage: Das klassische Tages-Essritual „ Frühstück, Mittag- und Abendessen“ (bei uns noch gespickt mit Gabelfrühstück und aufgefettet durch die Kaffeejause) stirbt aus.

Menschen essen ständig. Und das nicht mehr über einen Zeitraum von elf Stunden, sondern über 15, 16 Stunden und länger. Die Welt aus flächendeckender Fast-Food-Versorgung, 24-Stunden-Lieferservice, Fertigprodukten und Snack-Automaten wird als eine Art Schlaraffenland erlebt, in dem man vorsätzlich den Mund schließen müsste, um nicht dauergemästet zu werden. Das tun aber die wenigsten. Essen wird so zur zentralen Nebenbeschäftigung: „Ich kaue, also bin ich“ ... demnächst krankhaft übergewichtig.

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