Gut- und Ungutmenschen

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Er ist wieder da. Der mutmaßlich dümmste Begriff seit Erfindung des gesprochenen Wortes: der Gutmensch.

Nach einem zweiten Platz bei der Wahl zum deutschen „Unwort des Jahres 2011“ in der ihm gebührenden Versenkung verschwunden, musste der Gutmensch angesichts der Flüchtlingsbewegung 2015 wieder als Ego-Krücke der Ungutmenschen herhalten. So wurde er zum deutschen „Unwort des Jahres“.

An sich sollte man ja längst das Wort UNwort selbst zum „Unwort des Jahrzehnts“ küren. Aber wenn „Unwort“ kein Kandidat war, dann ist die Wahl auf den Richtigen gefallen: Gutmensch ist ein Bumerang, ein simpler, sinnentleerter Querulantenbegriff, der seine Anwender elegant bloßstellt.

Die Jury der Unwort-Wahl begründet ihre Entscheidung mit der „pauschalen Diffamierung von Toleranz und Hilfsbereitschaft“. So viel Entrüstung ist fast zu viel der Ehre. Warum so aufgeregt? Man kann den Schaum vorm Mund abtupfen und sagen: Wer andere mit dem Prädikat „Gutmensch“ verunglimpfen will, macht nur deutlich, wo er sich selbst im moralischen Koordinatensystem ortet.

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