Damit die Menschen ihren Wunsch nach Rechthaben ausleben können.

von Guido Tartarotti

über Facebook und die Freude, andere für Trottel zu halten.

Facebook wurde erfunden, um dem Rückstau von Katzenfotos und Heißluftsprüchen wie „Sei selbst die Veränderung“ ein Ventil zu geben. Ohne Facebook wäre der Katzenfotoüberdruck so sehr angestiegen, dass es die Welt zerrissen hätte. (Twitter dagegen dient zum Spatzivergleich unter journalistischen Alpha-Rüden, zum Brüllen nach Kaffee und zur Verbreitung bemühter Wortspiele im Stil von „die FIFA hat wegen der WM einen Riesen-Qatar“.)

Vor allem aber wurden die sozialen Netzwerke erfunden, damit die Menschen ihren Wunsch nach Rechthaben ausleben können. Es gibt ja offenbar kein schöneres Gefühl, als alle anderen für Trottel zu halten. Dieses Gefühl bietet verlässlich außer den sozialen Medien nur noch der Straßenverkehr. In beiden Fällen sieht man das Gegenüber nicht direkt, was es wesentlich erleichtert, den anderen zu verachten. Menschen, die anderen ins Gesicht sehen, neigen zu Dingen wie Respekt, Höflichkeit, Erbarmen. Erstaunlich, dass ausgerechnet etwas, das „Gesichtsbuch“ heißt, den Blick in die Augen des anderen verstellt.

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