Geht nicht, gibt's doch

Herrschaftsstrukturen wie im Mittelalter, Alphamännchen-Gehabe wie im Tierreich, eine Feedback-Kultur wie im Wilden Westen. So läuft Konzernführung im dritten Jahrtausend. In jeder Ortsparteigruppe würde bei patriarchalen Strukturen wie jenen des VW-Konzerns eine Meuterei ausbrechen. In der Wirtschaft geht sich das aus. Weil Geld Menschen gefügig macht. Weil Wachstum das Gebot der Stunde, Minute, Zehntelsekunde ist. Weil Gewinnmaximierung zur Überlebensmaxime wird.

VW steht jetzt vor den Trümmern dieses Systems. Die für gestern anberaumte außerplanmäßige Hauptversammlung musste abgesagt werden, weil im Abgas-Skandal noch „umfangreiche Ermittlungsarbeit“ zu leisten sei. Ein Ermittlungsergebnis steht bereits fest: Die Ursache war Überforderung, der autoritäre Ruf nach dem Unmöglichen.

Jeder kennt den dummen Spruch: „Geht nicht, gibt’s nicht!“ Wohin der führt, zeigt das Lehrbeispiel VW. Wenn VW-Mitarbeiter jetzt auf Ethikseminare geschickt werden, ist das nicht nur Kosmetik am falschen Körper-(schafts)-teil, sondern eine Themaverfehlung.