Möge uns nie etwas Schlimmeres heimsuchen als ein Drama oder Weltuntergang

von Birgit Braunrath

über die derzeit herrschende sprachliche Dauererregung

Danke, das Drama hatte seinen Auftritt, tausendfach, bei der EURO 2016. Kann es sich jetzt bitte wieder seinem Kerngeschäft zuwenden und als Bühnenstück auftreten, etwa bei den Salzburger Festspielen?

Es ist ja geradezu ein Drama, was heutzutage schon alles ein Drama ist: Googelt man „Drama“ und „ Frankreich“, stößt man zuallererst auf ein knapp verlorenes Fußballspiel. Und nicht nur die Fußball-Welt hält die maßlose Übertreibung derzeit für die einzig angebrachte Erregungsmaßeinheit.

Jeder beinahe eingewachsene Zehennagel wird heute schon als Drama inszeniert, jedes leicht verkohlte Grillwürstel zum kulinarischen Desaster hochstilisiert. „Drama-Queen“ ist längst kein Schimpfwort mehr, sondern ein Hauptberuf.

Und dann kam zu all den Dramen des Alltags Montagnachmittag noch ein Regen in Wien, mit Blitz- und Donnerbegleitung. Es dauerte keine zehn Sekunden, da bebten die sozialen Netzwerke vor künstlicher Erregung: „Weltuntergang in Wien!“

Möge uns nur nie etwas Schlimmeres heimsuchen als so ein Drama oder Weltuntergang.

Kommentare