,Und wem verdanken wir diese Missehre?'.

von Guido Tartarotti

über moralische Selbsterhöhung und die Weigerung, miteinander zu reden.

In einem Online-Forum postete jemand: „... und wem verdanken wir diese Missehre?“ Und dafür gab es natürlich viel Spott. Schade eigentlich, denn Missehre ist ein gutes Wort: Misstrauen, Missverständnis, Missehre. Man könnte auch die Miss Ehre wählen. Und gibt es eine Missernte, dann findet sich vermutlich so manche Missähre ...

Apropos Spott: Der Schriftsteller Thomas Glavinic, der bekanntlich keine Angst vor der Provokation hat, kritisierte via Facebook „moralische Selbsterhöhung“ und „selbstzweifelsfreie Gewaltsprache“ mancher Menschen nach der Wahl: „Jeder weiß, dass er recht hat, und brüllt noch lauter als der andere.“ Dafür bekam Glavinic Applaus von rechter und Spott und Kritik von nicht-rechter Seite.

Ohne sich auf eine davon zu schlagen: Die Bequemlichkeit der Pose „Reich des Lichts vs. Reich des Schattens“ (wobei ja jede Seite glaubt, das Licht zu vertreten) sollte man sich selbst nicht durchgehen lassen. Gerade jetzt nicht. Denn diese Misere bzw. Missehre verdanken wir der Verweigerung, miteinander zu reden.

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