Die Vorhölle zur Hofburg

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Früher blieb es den Karikaturisten überlassen, einem Wahlkampf den Satire-Stempel aufzudrücken. Im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf ist das anders: Die Kandidaten karikieren sich selbst. Nicht immer freiwillig. Aber wenn man sich einigt, Plakat-Kosten zu sparen, muss man sich eben selbst ins Rennen schicken. Und das tun die Bewerber sehr beherzt, trotz öffentlicher Bloßstellungsversuche, trotz rekordverdächtig dummer Fragen und Aufgaben.

Hymnenraten, Witzerzählen – es menschelt so intensiv, dass einen das Fremdschämen überkommt. Der Wahlkampf als Vorhölle zur Hofburg. Andererseits: Was bleibt den armen Teufeln übrig, als sich vorführen zu lassen? Kaum kommt der nächste Aufruf zu einem halblustigen Kandidaten-Hearing, sagt schon einer zu, der Zweite zieht nach, und wer würde da noch freiwillig auf einen Platz in der Auslage verzichten?

Sollten sich bis 24. April alle Kandidaten so lächerlich gemacht haben, dass keiner mehr über die nötige Würde fürs höchste Amt verfügt, könnten die sechs als Comedy-Trupp durchs Land tingeln. Das Witzerzählen ist ja bereits geprobt.

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