Der Isländer in dir

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Scheinbar normale Menschen islandisieren ihren Namen und entdecken den Isländer in sich

von Birgit Braunrath

über das Sympathie-Phänomen Island

Europa hat ein neues Trend-Reiseziel: Island. Eigentlich sollte die EURO 2016 der Touristen-Rekrutierung für Frankreich dienen. Aber dann kam Island. Und mit den unbeugsamen Isländern, die sich so gar nicht in die Rolle der Underdogs fügten, kam eine packende Dynamik aus Staunen, Sympathie und Solidarisierung auf.

Menschen, die eigentlich auf den Frankreich-Zug aufspringen sollten, buchen plötzlich Flüge nach Island. Wer braucht schon Austern und Chablis, wenn er Gammel-Hai und Brennivin haben kann? Wer das Schloss des Sonnenkönigs, wenn er die Residenz der Elfenkönigin besuchen kann?

Island ist schräg. Und noch schräger sind die Uh-Uh-Chöre, die sich, ähnlich der Vuvuzelas 2010, Erinnerungsschneisen ins Hirn fräsen. Scheinbar normale Menschen wollen plötzlich ihren Namen „islandisieren“ oder „den Isländer in sich“ entdecken – das ist derjenige, der den inneren Schweinehund nur vom Hörensagen kennt. Der, der stets gewinnt. Weil er nach jeder Niederlage dasselbe tut, wie nach jedem Sieg: ausschlafen, aufräumen, neu anfangen. Ein paar innere Isländer täten Österreich ganz gut.

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