Dass es möglich war

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Frieren, essen, diskutieren.

von Guido Tartarotti

über die Au-Besetzung vor 30 Jahren.

Erinnerungen an den Dezember 1984. Am Samstag brav vier Stunden in der Schule sitzen und danach ins tief verschneite Gemüse bei Stopfenreuth (wir waren eine merkwürdige Generation – Au-Besetzen ja, Schuleschwänzen nein). Das Besetzen – es gab mehrere im Wald verteilte Lager mit ausgeklügelter Infrastruktur – fühlte sich, wenn man 16 war, wie ein Abenteuerurlaub an, und gleichzeitig wie die Teilnahme an einer großen Sache. Erstaunlich, wie heterogen die Besetzerszene war: Da saßen Anarchisten neben Medizinalräten neben Pensionisten neben einem künftigen ÖVP-Minister (neben einem 16-jährigen Schüler). In der Erinnerung bestand Au-Besetzen aus drei Aktivitäten: Frieren, essen (die Bevölkerung der Gegend spendete mehr, als man aufessen konnte), diskutieren. Und zumindest als 16-Jähriger war man sehr froh, dass man nicht zu denen gehörte, die es mit der Polizei zu tun bekamen.

Was man nicht vergisst: Dass es möglich war. Dass couragierte Menschen es schaffen können, den Regierenden eine Veränderung abzuringen.

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