Das kaiserliche Niveau sinkt

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Bisher galt er als uneingeschränkter Herrscher. Sogar zu Gott hatte Kaiser Franz einen persönlichen Draht.

von Birgit Braunrath

über die blank liegenden Nerven von Franz Beckenbauer

Wenn der Thron wackelt, verliert sogar ein Kaiser die Contenance. Seine Hoheit, Franz Beckenbauer, zeigt um die Ermittlungen zur WM-Vergabe 2006 blank liegende Nerven. „Ja wo samma denn? Was ist das für ein Niveau?“, donnert er in einem Interview für die " Süddeutsche Zeitung" – und wirkt ungewohnt verunsichert bei seiner Wehklage, die Interimsführung des DFB habe auf sein kaiserliches Gesprächsangebot nicht reagiert.

Bis jetzt galt er als uneingeschränkte Herrscher. Harald Schmidt stellte sogar einmal in Frage, ob Deutschland neben dem Franz überhaupt einen Kanzler brauche. Den brauchte es, damit der dem Kaiser huldigte: Selbst der eitle Kanzler Schröder würdigte Beckenbauer als „geglückte Mischung aus Selbstbewusstsein, Sensibilität und Bescheidenheit“. Der geglückten Mischung gefiel das. Sogar zu Gott hatte Kaiser Franz einen persönlichen Draht. Während der WM 2006 ließ er sein Volk wissen: „Es ist so, wie es sich der liebe Gott vorgestellt hat.“

„So mächtig, dass er Regierungen stürzen könnte“, nannte ihn André Heller einst. Womöglich ist Beckenbauer sogar so mächtig, dass er sich selbst stürzt.

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