Das ganz kleine Glücksspiel

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Der Mann bestellt noch ein Bier. Mit Schaum vor dem Mund prophezeit er blaue Wunder.

von Birgit Braunrath

über Wetten, Prognosen und Ängste vor der Wien-Wahl

Es wird viel gewettet dieser Tage. Roulette in Rot-Blau, kleines Glücksspiel in Grün, ganz kleines Glücksspiel in Schwarz und Pink, heiteres Wahl-Lotto gegen die Angst.

Es wird viel debattiert dieser Tage. Beim Chinesen in Wien Landstraße sitzt eine Studentin mit ihrem Vater (vom Idiom her aus Oberösterreich zu Besuch). Vater: „Na, wer g’winnt die Wahl?“ Studentin: räuspert sich. Der Vater fällt ihr vorsorglich ins Wort, um die Debatte nicht zu hitzig werden zu lassen: „Wird eh wie bei uns in Oberösterreich, wegen die Ausländer überall.“ Die Servierkraft aus China scheint den Vater nicht zu stören. Er bestellt noch ein Bier. Mit etwas Schaum vorm Mund prophezeit er blaue Wunder.

„Die Angst der Menschen ist der Treibstoff für den Rechtspopulismus“, sagt der Publizist und Kommunikationstheoretiker Maximilian Gottschlich im KURIER-Interview. So etwas wollen Männer wie jener Vater aus Oberösterreich nicht hören. Sie sagen dann: „Es ist nicht Angst, es ist Ablehnung.“ Und übersehen, dass sich Ablehnung aus einem Unbehagen speist, das man Angst nennen könnte.

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