Baldige Besserung

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Lieber Hr. Hassposter, liebe Fr. Hassposterin!

von Guido Tartarotti

über Hass und Einsamkeit.

Lieber Hr. Hassposter, liebe Fr. Hassposterin!

Ja, ich rede Sie bewusst freundlich an. Einerseits, weil es mir wichtig ist, die Kulturtechnik der Höflichkeit nie aufzugeben, gerade dann, wenn Sie eine, vorsichtig formuliert, bemerkenswerte Ausdrucksweise wählen. Und andererseits, weil ich weiß, dass meine Höflichkeit Sie ärgert. Sie hätten nämlich gerne, dass ich so werde wie Sie.

Der Punkt ist: Sie sind sehr einsam. Gerade die Tatsache, dass Sie gerne „wir“ schreiben, weist auf diese Einsamkeit hin. Die Psychologie sagt, dass Menschen, die ihre Wut in der Wir-Form artikulieren, in der Regel Einzelpersonen sind, die sich allein und einsam fühlen.

Sie tun mir leid. Sie müssen jeden Morgen aufwachen und dann den ganzen Tag lang Sie sein. Das stelle ich mir anstrengend vor. Deshalb brüllen Sie Ihre Verzweiflung hinaus. Sie werden sich erst dann nicht mehr alleine fühlen, wenn alle so sind wie Sie: Erfüllt von Hass und Unsicherheit. Aber das werden Sie nie schaffen, das verspreche ich Ihnen. In diesem Sinne: Baldige Besserung, Ihr guido.tartarotti@kurier.at

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