Nichts darf heute länger als acht Sekunden dauern. Sonst muss Ablenkung her

von Birgit Braunrath

über Aufmerksamkeits-Obergrenzen und Schlagwortpolitik

Ampel rot. Griff zum Smartphone. Kassaschlange größergleich eins. Griff zum Smartphone. Kaffeemaschine fährt hoch. Griff zum Smartphone.

Nichts darf heute länger als acht Sekunden dauern. Sonst muss Ablenkung her. Nachrichten-Stakkato. Acht Sekunden pro Meldung. Maximal. Dann Nächste. Botschaft in acht Sekunden angekommen? Nein? Dann weg!

„Das wahrhaft knappe Gut in naher Zukunft wird die menschliche Aufmerksamkeit sein“, kommentiert Microsoft-Chef Satya Nadella eine kanadische Studie, wonach die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne vom Jahr 2000 bis jetzt von zwölf auf acht Sekunden geschrumpft ist. (Sind Sie nach dem langen Satz noch dabei?)

Sag es knapp. Oder vergiss es. Wortgewaltig war gestern. Heute ist schlagwortgewaltig. Erklärungen: zwecklos. Hört keiner zu. Wer „Wir müssen differenzieren“ sagt, hat schon verloren. Wer „Obergrenze“ sagt, bekommt noch sechs Sekunden. Apropos: Acht Sekunden sind auch die Aufmerksamkeits-Obergrenze bei Goldfischen.

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