„Mir is’ wuaschd“

Uwe Mauch

Uwe Mauch

Ich weiß schon, dass man sich in dieser Stadt verdächtig macht, wenn man nicht in den Chor der Jammernden einsetzt.

von Mag. Uwe Mauch

über die Wiener Seele

Wien-Mitte. U-Bahn-Station. Rush Hour. U4 fährt ein. Gedränge, am Zuganfang und am Zugende. Da ertönt die angenehm sanfte Stimme des Schienenkutschers. In Hugo-Portisch-Manier erklärt er: „Sehr geehrte Fahrgäste! Wenn Sie auch die Einstiege in der Mitte unseres Zuges benützen, würde Ihnen dort das unglaublich befreiende Raumgefühl der Inneren Mongolei zuteil werden!“

Ich weiß schon, dass man sich in dieser Stadt verdächtig macht, wenn man nicht in den Chor der Jammernden einsetzt, wenn man darauf hinweist, dass die Öffis in großartigen Städten wie Berlin, Rom oder Budapest mit den Wiener Linien nicht mithalten können. Oder wenn man sich offen dazu bekennt, die U4 alleine wegen ihrer Ansagen zu mögen.

Ein Held ist für mich auch jener U-Bahn-Fahrer, der sich so wie sein Kollege um Aufklärung bemüht, jedoch mit seinem hehren Ziel bei den Fahrgästen kein Gehör findet.

Zuerst erklärt er freundlich: „Sehr geehrte Fahrgäste! Bitte benützen Sie auch die Einstiege in der Mitte unseres Zuges.“

Sodann seufzt er gut hörbar: „Sehr geehrte Fahrgäste! Wir können erst abfahren, wenn Sie die Türen frei machen.“

Am Ende lässt er all die morgendlichen Drängler und Türversteller wissen: „Mir is’ wuaschd, i bin schon in der Håckn.“

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