Krapfen-Krise

Julia Pfligl

Einen Krapfen zu essen, ist ein bisschen, wie einen Horrorfilm anzusehen.

von Julia Pfligl

über Krapfen

Wie gerne hätte ich heute eine Ode an den Faschingskrapfen geschrieben. Inklusive Insidertipps, wo es in Wien die besten, flaumigsten und saftigsten Exemplare gibt (und ohne auch nur ein Mal zu erwähnen, dass jedes der Dinger ungefähr dreihundert Millionen Kalorien hat bzw. wie lange ich durch die Gegend laufen muss, um diese wieder loszuwerden – eine Unart des Gourmet-Journalismus).

Leider aber finde ich Krapfen ganz fürchterlich. Einen Krapfen zu essen, ist ein bisschen, wie einen Horrorfilm anzusehen: Die ganze Zeit fürchtet man sich vor dem Moment, in dem etwas Schlimmes passiert. Nämlich die picksüße Marillenmarmelade aus dem Teigungetüm schießt und sich auf Mund, Hände und Pullover verteilt. (Wie alt muss man werden, um einen Krapfen unfallfrei zu verspeisen? Und warum werden Süßspeisen ständig mit Marmeladen verschandelt?) Selbst wenn 90 Prozent der Marmelade nicht im Magen landen, fühlt es sich Stunden danach noch so an, als hätte man einen Ziegelstein gegessen. Und das Schlimmste: Es gibt kein Entkommen. Schon am Rosenmontag werden sie zu Hauf ins Büro geliefert, am Faschingsdienstag folgt der Nachschlag. Da kann man fast nicht nicht zugreifen. Lichtblick in der Krapfen-Krise: Ab morgen gibt’s Fisch. Ziemlich sicher ohne Marmelade.

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