Es ist nämlich so: Der Sommer ist nicht mehr das, was er einmal war.

von Julia Pfligl

über den Sommer-Blues in der Stadt

Es soll ja Menschen in dieser Stadt geben, die am Ende des Sommers in ein akutes Stimmungstief verfallen. So wie Freundin C., die mir angesichts der sinkenden Temperaturen ihr Leid klagte: Sie sei ganz traurig und hätte am liebsten noch einen Monat Hitze. Hach.

Diese Vorstellung löste wiederum bei mir eine Depression aus. Es ist nämlich so: Der Sommer ist nicht mehr das, was er einmal war. Früher, als man um 14 Uhr aus der Schule kam, die Hausaufgaben erledigte und danach im elterlichen Garten in der Sonne lag, machte er ja noch Sinn. Als Studentin mit reichlich Tagesfreizeit sowieso. Aber jetzt? Nach abendlichem Büroschluss hat man die Wahl zwischen aufgeheizter Mini-Wohnung und überfülltem Gastgarten, die Ungewissheit "Kommt-eine-klimatisierte-Bim-oder-nicht" bzw. "Hält-das-Wetter-bis-zum-Wochenende" strapaziert zwei Monate lang die Nerven. Und auf Facebook bekommt man ständig präsentiert, an welchem See man gerade nicht liegt.

Meine Sommerdepression endete, als die Hitze aus der Stadt verschwand. Endlich Herbst! Endlich wieder lüften, ohne um vier Uhr früh den Wecker zu stellen, endlich wieder Stadtbummel ohne Schweißausbruch, endlich wieder Tee oder, noch besser, Sturm. Herbst, ich mag dich – bleib doch noch ein bisschen.

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