Zimmerpflanzen sind aus der Mode

Zimmerpflanzen sind aus der Mode
Martina Salomon über sensible Pflanzen und unsensible Gärtner.
Martina Salomon

Martina Salomon

Die alte Zimmerpalme, den Widrigkeiten einer etwas nachlässigen Familie stets trotzend, scheint auf einmal krank zu sein. Um aber das passende Mittel dagegen zu kriegen, muss man in einen der Baumärkte an den Stadträndern fahren, die erfolgreich mit etwas durchgeknallten Heimwerkern werben. Die ganz normalen Drogeriemärkte führen leider kein Pflanzenzubehör mehr. Zimmerpflanzen, das fällt mir bei dieser Gelegenheit plötzlich auf, sind aus der Mode geraten. Schon bemerkt? Das allerhöchste der Gefühle sind Küchenkräuter, Zwergtomaten  oder Orchideen. Aber die wiederum sind sensibel.

So tötet Freundin S. verlässlich aber unabsichtlich jede Orchidee, während quer durch ihr Wohnzimmer ein nicht umzubringender, etwas antiquierter Gummibaum wuchert. Etwas Ähnliches kann ich auch bieten: Unser 20 Jahre alter Ficus weist, abgesehen von seiner noch immer prächtigen Krone, einen elendslangen, armselig kahlen Hals auf. Von mir aus wäre die Pflanze längst Kleinholz , was aber am grünen Herz des Lebenspartners scheitert.

Vielleicht sollte ich den Ficus in unseren KURIER-Newsroom bringen: sanftes Dahinscheiden garantiert. Im Großraumbüro wünscht sich nämlich jeder Grünzeug, kümmern will sich dann aber niemand darum.

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