Was wurde aus der Kombinesch?

Was wurde aus der Kombinesch?
Martina Salomon über die Unterkleider von gestern und heute.
Martina Salomon

Martina Salomon

Fragen Sie mal im Wäschegeschäft nach einer " Kombinesch". Gibt’s nicht mehr. Ich  lernte das Kleidungsstück samt gewöhnungsbedürftiger Bezeichnung erst durch meine Wiener Schwiegermutter kennen: ein Einteiler – Mieder mit Unterrock, bevorzugt geblümt und aus Polyester, das ältere Frauen an heißen Sommertagen sogar als eine Art Hauskleid im engsten Familienkreis trugen. Diese Generation frönte der Rubens-Figur und fand ihre Schwiegertöchter immer zu dünn. Und sie hatte nichts mit Anglizismen am Hut, warf dafür aber gern mit französischen Vokabeln  um sich. Der Gehsteig hieß daher Trottoir und das Unterkleid eben nobel "Kombinege".

Bodyshaper ...

Und heute? Jetzt müssen wir auf Teufel komm raus den Body shapen. Die Unterziehdinger sind deutlich unbequemer als das Vorgängermodell und kommen  erstaunlicherweise meist in reizlos fleischfarbenem Gewand daher. Dafür machen sie aus dem vielleicht nicht immer ganz optimal weiblich gerundeten Körper eine Mogelpackung. Brust raus, Bauch rein! Das kann schweißtreibend sein, der Saum rollt  – und eigentlich ist es ein Wunder, dass die Zahl der Ohnmachtsanfälle auf Sommerbällen aufgrund der Quetsch-und-Pluster-Unterwäsche nicht signifikant zugenommen hat.

... oder Schürze

Freundin S., von Diäten und Stretch-Wäsche ermattet, meinte kürzlich: In der Pension kaufe ich mir eine Kleiderschürze Größe 52. Und in die friss ich mich dann rein.  Immerhin ist die modisch ebenso fragwürdige Schürze im Versandhandel für die 70-plus-Generation noch ohne Schwierigkeiten erhältlich. Und im Gegensatz zu Kombinesch und Bodyshaper kann man damit auch  dem Postler bedenkenlos die Tür öffnen, wenn er den eingeschriebenen Brief – selten genug – vorbeibringen sollte.

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