Unaufmerksame Twitterkönige
In alten Witzen spricht die geplagte Ehefrau am Frühstückstisch gegen die Zeitung, die das Gesicht ihres Mannes großflächig verdeckt. In der schönen neuen Bürowelt sehen wir zwar alle unsere Gesprächspartner, aber ein Teil ist ständig halb abwesend. Ploink: Eine SMS, ein Mail oder ein Tweet. "Tschuldigen, murmelt das Gegenüber bestenfalls – und tippt hektisch ins Handy. Maliziöses Grinsen. Offensichtlich ist der Gesprächspartner in einen "pissing contest" verwickelt und drauf und dran , mit einem allerallerletzten Tweet zu gewinnen. ( Drei Stunden später kann man demselben Weitpinkel-Wettkampf allerdings immer noch "followen".) "Ah, wo waren wir jetzt gleich?" Das unterbrochene Gespräch wird mühsam fortgesetzt. Da: ein neues Mail meldet sich blinkend. Und schon wieder wird draufgeklickt.
Selbst während der Theatervorstellung leuchtet es ringsum in den Sesselreihen verdächtig. Das Mobiltelefon ist die Nabelschnur zur Welt geworden – auch dann, wenn die Welt eigentlich Aufmerksamkeit fordert. Leider zähle auch ich selbst zu den Gestörten (durchaus im Doppelsinn). Ab und zu sollte man sich daher eine kleine "Handy-Diät" verordnen. Aber wer nicht ständig online ist, muss entweder ein Würschtel sein - oder ultrawichtig.
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