Muss man „dasige“ Früchte mögen?

Muss man „dasige“ Früchte mögen?
Martina Salomon über Bioobst und Obstphobien.
Martina Salomon

Martina Salomon

Eigentlich sollte diese Kolumne über die „Udasigen“ im Salzkammergut handeln. Aber dann kam eine kleine Mail-Lawine der KURIER-Leser. Ihnen waren die faden Früchte in meinem Garten (Kriecherl und Klaräpfel mit Wurm statt Marille und Pfirsich)aus meinem vorwöchigen Text in die falsche Kehle geraten. Nein, liebe Frau D., ich will eh nicht in einer Plastikwelt leben. Entschuldigung, die beiden Herren K., dass ich „ihre Kriecherl“ runtermache, aus denen man „herrlichen Klaren“ brauen kann.

Und sehr verehrte Bio-Damen L. und K.: Ganz Ihrer Meinung, dass  im Supermarkt noch viel fadere Früchte lagern. Über den Hinweis „Lieber Wurm statt Pflanzenschutzmittel“ grüble ich aber noch. Denn ehrlich: Meine Brennesseljauche (statt Chemie) hat die Läuse auf den Rosen aber so was von gar nicht beeindruckt. Und die total ungespritzen Marillenbäume weigern sich standhaft, mehr als drei Stück Obst pro Saison zu produzieren.

Noch eine Obstphobie

Möglicherweise sind diese Früchte in Wien und Umgebung nicht wirklich heimisch, also  „Udasige“. Sie bemerken die quietschende Kurve zum Wunsch-Thema? So nennen die „echten“ Ausseer Leute, die nicht aus der Gegend stammen. (Wozu auch Menschen gezählt werden, die schon Jahrzehnte da wohnen.) Eine - holprige - Übersetzung wäre: „Nicht von hier Seiende“. Die Kriecherl sind in Ostösterreich sozusagen „Dasige“. Wird trotzdem nicht meine Lieblingsfrucht. Über Klaräpfel können wir reden.

Wobei es übrigens auch andere Leser mit Obstphobie gibt. Herr S. zum Beispiel erinnert sich mit Schaudern an den zementartigen Grießschmarrn aus seiner Internatszeit - mit schrecklichem Rhabarberkompott: „In Fleischfarbe wie die Kombineige meiner Oma, die sie im Hof zum Trocknen aufgehängt hat“. Also bitte, liebe KURIER-Gemeinde: Ich persönlich finde Rhabarber ja super. Und so schön „dasig“.

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