Der Dschungel ist so nah – die Woche im Rückblick

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Als hätte Reality-Austria nicht genug Ekel im Programm.

von Michael Hufnagl

über Schreckgespenster aller Art

Na schau. Die 7. Staffel der Dschungelshow hat Rekordquoten. Heißt: Richtiger Quatsch muss nur mit Ausdauer zum Kult erklärt werden, dann kann ein RTL-Format beim jungen Österreich sogar einen Marktanteil von 29 Prozent erreichen. Als hätte Reality-Austria nicht genug Ekel im Programm.

Immerhin dürfen morgen fast sechs Millionen Menschen ein Kreuzerl machen, quasi als Abschluss einer monatelangen Dschungelprüfung voller Pfui und Wäh. Speziell das Argumente-Finale der Regierungsparteien gestaltete sich als gleichermaßen seichte wie tiefe Inszenierung zur Zukunft des Heeres. Aus der Rubrik „Malen, basteln, formen“ – wer zaubert bessere Schreckgespenster hervor. Eine Woche mehr, und wir hätten wohl erfahren, dass die Wehrpflicht für den Klimawandel und die Bankerboni verantwortlich ist. Oder dass ein Berufsheer Griechenland und die Robbenbabys umbringt.

Show

Wie oft sich Johanna Mikl-Leitner und Norbert Darabos in den vergangenen Wochen gedacht haben „Ich bin eine Sprechpuppe, holt mich hier raus“, ist nicht überliefert. Beide werden jedenfalls als Dauergäste in unseren Wohnzimmern sitzen bleiben, denn: Wie auch immer die Volksbefragung ausgeht: Die Show fängt erst richtig an. Der Dschungelkönig wird bekanntlich erst im Herbst gewählt.

Und bis dahin ist auch längst vergessen, dass die Politiker just zur Faschingszeit reihenweise in Österreichs Gerichtssälen antanzen mussten.

Dass Ernst Strasser für seine Hauptrolle im 007-Remake von „Golden Eye“ statt eines verdienten Oscars überraschenderweise vier Jahre (nicht rechtskräftige) Haft abräumte.

Dass sich hingegen Alfons Mensdorff-Pouilly aus Mangel an Beweisen über einen Freispruch freuen durfte. Der Richter befand, die Suppe sei zu dünn. Leider ohne im Detail darauf einzugehen, welche Köche das zu verantworten haben. Es blieb nur die Erkenntnis: „Die Sache stinkt, sie stinkt sehr.“ Das österreichisches Publikum darf sich daher die Nase zuhalten und über den Begriff „bauernschlau“ nachdenken.

Außerdem wissen wir jetzt alle, dass es 6600 Euro kosten kann, einen Richter „Kröte“ zu schimpfen. Und dass diese emotionale Entgleisung des Kurt Scheuch in Österreichs Amtssprache der Justiz „Entrüstungsbeleidigung“ heißt.

Hölle

Alle diese Begebenheiten sind klarerweise sehr wichtig, werden aber augenblicklich in den Hintergrund verbannt, sobald sich wettermäßig etwas Besonderes tut. Und das ist zweifelsfrei der Fall, wenn eine sogenannte „Störungszone“ das ganze Land in eine sogenannte „Schneehölle“ verwandelt. Der sprachlich-flockige Höhepunkt dazu fand sich zweifelsfrei in der Krone. Dort wurde nämlich der „Frau Holl’sche Schneebombenteppich“ erschaffen. Erstaunlich dabei: Der Hinweis, dass es für einen solchen Militärprofis braucht, fehlte.

Und sonst? Die mühsam erkämpften Grasser-Akten aus Vaduz sind – wer hätte sich das gedacht? – geschwärzt und daher völlig unbrauchbar ...

... so wie möglicherweise auch Otto Konrad als Neuverpflichtung im Team Stronach.

Und eine Studie ergab tatsächlich, dass in Österreich jeder zweite Wellensittich zu fett ist. Man sollte die Dickerln alle aufessen lassen. Bringt Quote.

Twitter: @MHufnagl

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