Feiern wir mit!

Es gibt Gründe, den Song Contest zu belächeln. Aber noch viel mehr, sich darauf zu freuen.
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Es gibt Gründe, den Song Contest zu belächeln. Aber noch viel mehr, sich darauf zu freuen.

von Gert Korentschnig

über den Song Contest

Ja, es stimmt vermutlich: Der Song Contest ist nicht repräsentativ für kreatives Schaffen. Es handelt sich um ein Kommerz-Geträllere im Event-Zeitalter. Ein Teil der Darbietungen wird unfreiwillig komisch sein (die Zeit der aufgesetzten Komik à la Alf Poier ist zum Glück vorbei). Und wenn man strenge musikalische Maßstäbe anlegt, werden anspruchsvolle Hörer mit melodischem Reichtum, harmonischen Raffinessen, kompositorischer Genialität, gesanglicher Gestaltungskraft, schöner Intonation, prachtvollen Kantilenen, präzise gesetzten Spitzentönen und einzigartigen Timbres nicht konfrontiert werden. Egal.

Die Maßstäbe sind diesmal andere, und es gibt keinen Grund, von einem hochkulturellen Turm herab die Nase zu rümpfen.

Der Song Contest ist ein Fest der Freude, der Toleranz, des respektvollen Miteinanders, des Gegeneinanders nur dann, wenn es um die Punkte geht. Er wird eine Stadt, in der es immer noch zu viele Vorurteile Andersdenkenden oder Andersliebenden gegenüber gibt, bunter, vielfältiger und auch lustiger machen.

Dank des Genieblitzes, der dazu geführt hatte, dass Österreich zuletzt von Conchita Wurst vertreten wurde, kann sich Wien nun als weltoffene Stadt präsentieren – es ist zu hoffen, dass die politischen Rülpser möglichst ausbleiben. Ziemlich egal ist es, wer diesmal gewinnt – in Erinnerung bleiben wird hoffentlich ein wunderbar organisiertes, fröhliches, fallweise auch feuchtes Fest, von dem viele noch ihren Enkeln erzählen werden.

Wir vom KURIER haben uns entschieden, leidenschaftlich mitzufeiern – während der Song -Contest-Woche können Sie täglich in einer eigenen Beilage Aktuelles und Skurriles, Ernsthaftes und Lustiges lesen. Mit erstklassigen KURIER-Autorinnen und -Autoren, renommierten Gästen wie Bachmannpreis-Träger und Zeichner Tex Rubinowitz oder Produzenten-Legende Markus Spiegel, liebe- und fantasievoll koordiniert von Anna Gasteiger. Viel Vergnügen!

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