Beide verlassen gerade den Bereich der mehr oder weniger geschützten Werkstätte.

von Gert Korentschnig

über die Staatsoper und das Burgtheater

Der Finanzskandal am Burgtheater und der Konflikt an der Staatsoper haben wenig miteinander zu tun, außer dass es sich in beiden Fällen um Vorgänge an Bundestheatern handelt. (Dass die von Robert Meyer geleitete Volksoper je das stabilste Republikstheater sein würde, hätten noch vor Kurzem die wenigsten für möglich gehalten). Der größte Unterschied, abgesehen von den völlig anders gelagerten Inhalten der Probleme, ist überhaupt jener: Im Opernhaus am Ring sind alle Beteiligten (auch der im Gram geschiedene Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst) intensiv bemüht, keine verbale oder juristische Schmutzwäsche zu waschen; was das Burgtheater betrifft, scheint man aus dem öffentlichen Stechen, Kratzen, Beißen, Zwicken gar nicht mehr herauszukommen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem sich nicht (wie für Dienstag wieder angekündigt) Anwälte zu Wort melden, an dem Ex-Direktor Matthias Hartmann nicht die Schuld bei anderen sucht, das Theater daraufhin um „Richtigstellungen“ bemüht ist und die Diskussion solcherart wieder von der Bühne auf den Marktplatz verlagert wird. Das ist vielleicht sogar der größte Schaden. Was Staatsoper und Burg jedoch verbindet: Beide verlassen gerade den Bereich der mehr oder weniger geschützten Werkstätte, in dem es zumindest finanziell vergleichsweise bequem war. Welche großen Gefahren da lauern, mussten Institutionen anderer Länder schon vor Jahren registrieren.

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