Ein Schildbürgerinnenstreich

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Einzelausstellung Frohner hatte einen Frauenanteil von 0 Prozent,

von Thomas Trenkler

über den Frauenkulturbericht.

Seit ein paar Jahren, konkret seit 2009, ergänzt das Wiener Kulturamt seinen Rechenschaftsbericht mit einem fetten „ Frauenkulturbericht“: Rund 115 Tortengrafiken illustrieren das Zahlenwerk. Da es – zumindest im Verständnis der Verfasserin Karin Rick – nur zwei Geschlechter gibt, geht sich jede Rechnung exakt auf 100 aus. Und man braucht keine Farbe: Das Tortenstück der Männer ist dunkelgrau, jenes der Frauen hellgrau.

Grundlegende Informationen über geschlechtsspezifische Bevorzugung oder Benachteiligung sind ohne Zweifel wichtig. Vor allem, wenn die Politik daraus lernen will. Doch dies scheint nicht der Fall zu sein, wenn man die Grafiken vergleicht. Nur ein Beispiel von vielen: 2009 waren Frauen für gut 44,47 Prozent der gesamten Theaterförderung verantwortlich, 2014 nur mehr für 20,4 Prozent. Der Bericht bestätigt zudem Klischees: Bei den Wiener Festwochen lag der Frauenanteil im Bereich „Kostüme“ bei stolzen 88,2 Prozent, im Bereich „Inszenierung“ hingegen bei 0 Prozent.

Die erstaunlichsten Ergebnisse lieferte die Untersuchung über die städtische Galerie MUSA: Die Einzelausstellung Adolf Frohner hatte einen Frauenanteil von 0 Prozent, die Personale Roswitha Ennemoser hingegen von 100 Prozent. Dazu jeweils eine Tortengrafik: die eine in Dunkelgrau, die andere in Hellgrau. Damit auch die Dümmsten kapieren, dass der Frauenkulturbericht zumindest teilweise ein Schildbürgerinnenstreich ist.

Kommentare