Die heurigen Sommerhits sind bitter

Georg Leyrer

Georg Leyrer

Die heurigen " Sommerhits" sind bitter.

von Georg Leyrer

über die Schweigeminute und die Internationale

Es ist eine schöne Tradition, dass einen die Sommerhits zur heißen Zeit nicht mit unnötiger Gedankenschwere belästigen. Das geht ungefähr so: Man möge mich aufwecken ( Avicii, „Wake Me Up“). Man hat ein Mädchen geküsst (Katy Perry, „I Kissed A Girl“). Man mag Ketchup (Las Ketchup, „Ketchup Song“).

Das heurige Jahr ist anders, und das sagt viel darüber aus,wo dieses Land steht und wie es uns geht. Denn zwei der Musikstücke, mit denen man diesen Sommer (auch) verbinden wird, haben eine bittere Note, vielleicht sind sie sogar der Soundtrack zu einer gesellschaftlichen Verwerfung.

Einerseits – 60 Sekunden Schweigen aus Solidarität für Flüchtlinge. Die „ Schweigeminute (Traiskirchen)“ des Wiener Künstlers Raoul Haspel steht an der Spitze der iTunes-Downloadcharts. Das ist wegen der geringen Zahl der Downloads, die für den Spitzenplatz nötig sind, nicht gerade der wichtigste politische Pulsmesser. Dennoch: Plötzlich bekommt Protest in Songform Aufmerksamkeit. Auch in Salzburg, wo ein paar Takte einer historischen Arbeiterhymne (siehe oben) für eine Debatte sorgen. Beide „Hits“ zeigen dorthin, wo sich unser Land gerade ändert, auf das Erstarken der FPÖ und die Frage, ob Österreich so mit Menschen umgehen will, wie es in Traiskirchen der Fall ist.

Wir wünschen uns, bitte sehr, unbeschwerte, gerne auch ein bisschen blöde Sommerhits zurück.

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