Verursacher-Opfer-Umkehr

Doris Knecht

Doris Knecht

Leider schiebt auch die Polizei den Radfahrern die Schuld zu.

von Doris Knecht

über das sogenannte "Doring"

Altes Problem, wieder mal neu: Das Wording beim Dooring.

Beim sogenannten "Dooring" handelt es sich, falls nicht bekannt, um einen gefährlichen Unfall, der daraus entsteht, dass ein Autofahrer, eine Autofahrerin die Tür öffnet, ohne vorher in den Rückspiegel und über die Schulter geblickt zu haben, wie es die StVO aus guten Gründen verlangt. Wenn Radfahrer, wenn es nicht anders geht oder im Irrglauben, sie müssten das, weit rechts fahren, kann es zu bösen Unfällen kommen, wenn ein unachtsamer Autofahrer seine Tür ohne zu schauen auf- und damit einen Radfahrer, der gerade vorbeifährt, nieder- und im schlimmsten Fall in den Fließverkehr stößt.

Genau das ist vor drei Tagen in Wien passiert, und nicht zum ersten Mal hat die Polizei die betreffende OTS-Meldung in klassischer Verursacher-Opfer-Umkehr im Titel so formuliert: "Fahrradlenker stößt gegen offene Autotür und wird von nachfolgendem Pkw erfasst."

Das insinuiert, der Autofahrer habe die Tür sichtbar geöffnet, bevor der Radfahrer aus Unachtsamkeit und quasi eigener Schuld dagegen fuhr. Dass es nicht so war, wird im Text deutlich, in dem es heißt, der Unfall sei passiert, "als ein 35-jähriger Autolenker die Fahrertür seines abgestellten Pkw öffnete. Der Fahrradfahrer stieß gegen die Türe und stürzte auf die Fahrbahn, wo er von einem nachfolgenden Pkw erfasst wurde." Tatsächlich ist man als Radfahrer gegen Dooring machtlos. Man kann, während man an einem abgestellten Auto vorbeiradelt, nicht erkennen, ob jemand drinnen sitzt oder nicht. Man ist wirklich auf den Vertrauensgrundsatz angewiesen: Dass sich ein aussteigender Autofahrer an die Regeln hält. Leider passiert das sehr oft nicht. Und leider schiebt mit solchen Titeln auch die Polizei den Radfahrern die Schuld zu. Denen man nur raten kann, einen tüchtigen Sicherheitsabstand zu den parkenden Autos einzuhalten. Dass man ganz rechts fahren und sich dabei selbst gefährden muss, steht nämlich nirgends.

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