Mutter-Mutter-Kind-Familie

Doris Knecht

Doris Knecht

Es bewegt sich etwas. Langsam zwar, aber es bewegt sich.

von Doris Knecht

über das Sorgerecht für Homosexuelle

Kürzlich wurde bei einem Gespräch über sexuelle Belästigung auch darüber diskutiert, ob die aktuelle Debatte eine Bewusstseinsänderung bewirken kann, oder ob das nicht einfach wieder verpuffe. Ich bin der Überzeugung: Es wird sich etwas ändern. Es ändert sich schon. Nur tut es das bisweilen so langsam, dass die Bewegung und der allmähliche gesellschaftlichen Wandel kaum wahrnehmbar sind. Bzw. erst im Nachhinein, wie zum Beispiel beim Wandel der Lebensrealitäten von Lesben und Schwulen.

Anfang der Neunzigerjahre sahen die noch ganz anders aus, mit einer Reihe von Paragrafen, die Homosexualität kriminalisierten und lesbische und schwule Paare diskriminierten. Weshalb man auch kaum welche sah: Das hat sich in den letzten 20 Jahren zum Glück stark geändert. Nun dürfen gleichgeschlechtliche Paare endlich auch heiraten – zwar hat man ihnen eine Reihe von diskriminierenden Stolpersteinen auf den Weg zur ganz normalen Ehe betoniert, die aber jetzt einer nach dem anderen weggeklagt werden. Gut.

Gestern hat der Anwalt Helmut Graupner, seit jeher einer der Vorkämpfer für die Gleichstellung von Homosexuellen und ihrer Partnerschaften, einen weiteren Sieg errungen. Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte, es sei diskriminierend, dass eine Frau in Österreich zwar theoretisch jedes Kind adoptieren darf, aber nicht das ihrer Lebensgefährtin, mit der sie zusammenlebt: Während bei heterosexuellen Lebensgefährten die Adoption des Kindes des jeweils anderen längst möglich ist. Gleichzeitig stärkte der deutsche Verfassungsgerichtshof das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare in Deutschland auf Basis zweier ähnlicher Fälle.

Große, wichtige Schritte. Und auch wenn die ÖVP und andere Familien-Traditionalisten nach wie vor negieren wollen, dass es glückliche Familien abseits des Vater-Mutter-Kind-Prinzips gibt: Bald werden auch schwule und lesbische Paare endlich ihr Recht auf Familie bekommen.

Es bewegt sich etwas. Langsam zwar, aber es bewegt sich.

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